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Bastler-Workshop - ein neues Netzteil für den Amiga 4000

Steckbrief :	CompuJoy Netzteil 250 W
Täter :	<Robert.Niessner@vexcel.co.at>
Tatort :	Amiga 4000 Cyberstorm 060/PPC-233 MHz 80 MB Ram 0,5 IDE HD Quantum Lighning 1,2 IDE HD Quantum Fireball 4,5 UW-SCSI GB HD IBM DDRS-34560 6x SCSI-CDRom NEC CyberVision-PPC 8MB VLab-Motion AGA-Flickerfixer Neues Netzteil 250W :-)
Tatwerkzeuge :	Lötkolben Lötzinn Abisolierzange Seitenschneider "Dritte Hand" Isolierschläuche altes Amiga 4000 Netzteil neues PC Netzteil Meßgerät

Zuallerst: bitte alles einmal durchlesen und dann erst mit der Arbeit beginnen.

Achtung: Ich übernehme keinerlei Verantwortung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben bzw. für eventuell daraus entstehende Schäden an Computern, Personen oder anderen Dingen. Jeder führt dieses Projekt auf eigene Gefahr durch.

Wer an seinem Amiga herumbastelt, sollte schon wissen was er tut, aber ich habe mich bemüht, alle Schritte so gut wie möglich zu erklären und bin auch gerne bereit Anfragen zu beantworten. Ich werde jedoch keinen Netzteil Großhandel aufziehen :-)

Warum ein neues Netzteil?

Nun, dafür kann es verschiedene Gründe geben, meiner war jedenfalls der plötzliche Tod meines original A4000 Netzteiles. Nach vergeblichen Versuchen es wiederzubeleben, beschloß ich mir ein neues Netzteil zu gönnen. Bekräftigend für meinen Entschluß war auch die Tatsache, daß das alte Teil sowieso viel zu unterdimensioniert gewesen war und eigentlich nur Schwierigkeiten gemacht hatte. Bei meiner Konfiguration war das Netzteil mit 150 Watt einfach zu schwach und Amiga International konnte auch nur das selbe als Ersatzteil liefern. folgende Gefahren birgt ein zu schwaches und veraltetes Netzteil:

bei vielen stromhungrigen Teilen kommt es zu einer übermäßigen Wärmeabgabe d.h. die Teile werden viel heißer als gewöhnlich mit daraus verkürzter Lebensdauer und unerklärbaren Abstürzen des Systems

vor allem beim Einschalten saugen die Geräte ordentlich Strom vom Netzteil ab, da kann es schon vorkommen, daß eine Festplatte nicht genügend Strom bekommt und sich abschaltet und wieder einschaltet (eigene leidvolle Erfahrung)

durch die übergebührliche Belastung wird das Netzteil in seiner Lebensdauer drastisch beschnitten, keiner kann lange mit 120% fahren

das gesamte System läuft instabil

Jeder Amiga 4000 Desktop Besitzer mit aufgerüsteter Maschine wird vielleicht dem einen oder anderen Problem schon begegnet sein, ohne es zu wissen.

Die Hindernisse - sie gilt es zu umschiffen

Natürlich kann man leider nicht einfach nur ein neues Netzteil kaufen, ins Gehäuse stecken und anschließen. Folgende Probleme kommen auf einen zu:

PC-Netzteile haben andere Anschlüsse für das Motherboard

sie haben nicht die richtige Größe (zumindest habe ich keines gefunden)

A2000 hat ein Ticksignal für das Motherboard im Netzteil dafür habe ich leider keine Lösung parat (Bastler meldet euch!)

beim A3000 bin ich mir nicht sicher (Dieter Sabathi fragen!)

Der Einkauf - was wir benötigen

Folgende Dinge sollte man sich zulegen, bzw. ausborgen:

PC-Netzteil mit 250 Watt, je mehr desto gut! Aber kein ATX!

Elektronik-Lötkolben und Elektronik-Lötzinn

eine "dritte Hand" zum Kabel klemmen, oder alternativ einen menschlichen Helfer

Abisolierzange zum entisolieren von den Drähten

Isolierschläuche verschiedener Stärke

Seitenschneider oder Beißzange, keinefalls die Schere verwenden - die wird stumpf!

Meßgerät, kriegt man schon um ca. ATS 120,- / DEM 17,- / EUR 8,75

Das Meßgerät ist wohl das wichtigste Werkzeug, nur damit kann man sicherstellen, richtig gearbeitet zu haben und nicht aus Versehen die falschen Kabel miteinander verbunden zu haben - mit katastrophalen Auswirkungen - Feuerwerk und so...

Die nötigen Arbeitsschritte

Rechner ausschalten und alle Kabel vom Amiga abstecken. Amiga-Gehäuse öffnen (an der Rückwand die beiden Schrauben im linken und rechten oberen Eck lösen) und die Abdeckung herunterziehen. Die Vorderfront ist nur aufgesteckt, läßt sich aber relativ schwer abnehmen. Dazu muß man alle Kunstofflaschen nacheinander vorsichtig zusammendrücken (am besten mit einem großen Schlitzschraubedreher) und herausziehen. Nach dieser etwas kniffligen Angelegenheit muß der Käfig für die 3½" und 5¼" Laufwerke herausgenommen werden - wieder sind dafür 2 Schrauben zu lösen und die Laufwerke von der Stromversorgung abzuschließen. Die Einschaltknopfverlängerung kann man bei dieser Gelegenheit auch gleich herausnehmen (das lange weiße Plastikteil). Nun muß man nur noch die zweite Schraube entfernen, welche das Netzteil hält, danach läßt es sich problemlos herausnehmen.

Lötkolben aufheizen lassen. Knapp am Netzteilgehäuse werden die Kabel mit dem Seitenschneider abgezwickt, die Enden abisoliert, die Drähtchen jeder Leitung leicht verzwirbelt und mit ein wenig Lötzinn überzogen. Wer noch nie gelötet hat, sollte entweder einen erfahrenen Freund bitten, oder wenigstens vorher an irgendwelchen alten Drähten üben! Löten ist an sich nicht schwer, aber um eine gute Verbindung zu gewährleisten muß der Lötvorgang so schnell wie möglich vor sich gehen, öfteres Aufschmelzen kann die Qualität der Verbindung nachhaltig beeinträchtigen! Lieber ein verhautes Stück wegschneiden und neu probieren.

Der Amiga-Netzteilanschluß hat sechs Kabel:

Gelb	+5 V
Orange	+12 V
Rot	-12 V
Braun	PowerGround
Blau	Ground
Blau	Ground

Am PC Netzteil befinden ingesamt 12 Leitungen, auf 2 Anschlüsse verteilt. Davon benötigen wir aber nur den Anschluß mit den blauen, gelben, orangen, roten und 2 schwarzen Kabeln. Diese liefern die für den Amiga benötigten Spannungen.

Blau	-12 V
Gelb	+12 V
Orange	PowerGround (P.G.)
Rot	+5 V
Schwarz	Ground

Zur Sicherheit alles mit einem Meßgerät nachmessen!

Vor jedem Lötvorgang die Isolierschläuche über eines der Kabel zurückschieben und anschließend über die abgekühlte Lötstelle bringen.

Nach dem Löten nochmals mit dem Meßgerät nachkontrollieren!

Nun kommt der erhebende Moment: Der Amiga kann an sein neues "Kraftwerk" angeschlossen werden. Bei mir sind Crashes nun sehr viel seltener geworden, was wirklich angenehm ist. Vor allem die "plötzlich friert der Mauszeiger ein und alles steht" Fehler sind komplett verschwunden!

Was zu tun bleibt

Mit dem neuen Netzteil wird sich das Gehäuse im 4000er nicht mehr schließen lassen. Wen es nicht stört - gut. Alle anderen haben ein Problem. Zwei Möglichkeiten bleiben:

1. Das Gehäuseblech an der Seite mit einer Blechschere, Säge oder ähnlichem aufschneiden.

2. In ein anderes Gehäuse umsiedeln. Hierzu planen wir einen Workshop für ein Towergehäuse im Selbstbau aus Holz (im edlen Look).

Die Vorbereitungen werden aber sicher noch ein paar Monate in Anspruch nehmen.

Die Kosten

ca. ATS 1.000,- (DM 150,-) (EUR 78,-) für alles zusammen ohne Werkzeug

Fazit - ein neues Netzteil ist Goldes wert

Likes

keine Probleme mit der Stromversorgung mehr

billiger als eine Reparatur

leiser Lüfter

leicht selbst durchführbar

Dislikes

Gehäuse muß seitlich aufgeschnitten werden, da Netzteil zu groß

Robert Niessner ...........

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